MAI 2024 - JANUAR 2025
DAIM
RETROSPECTIVE
35 YEARS OF GRAFFITI ART
Ein begleitender Katalog zur Ausstellung ist im WAI und Online zu erwerben.
Paperback, Deutsch / Englisch, 128 Seiten.
20 x 26 cm. 25 €, ISBN 978-3-9824951-0-1.
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Am Anfang war das Wort.
Im Sommer 1989 sprüht der 17-jährige Mirko Reisser gemeinsam mit zwei Freunden die fünf Buchstaben RIGHT auf einen Verteilerkasten. Allein der Begriff ist eine Provokation. Schließlich ist die Sachbeschädigung – zumindest aus juristischer Perspektive – alles andere als „richtig“. Heute, 35 Jahre später, schreibt Mirko Reisser ganz im Stile klassischer „Graffiti-Writer“ immer noch seinen Namen DAIM. Zugleich aber definiert Reisser das Writing gewissermaßen neu, indem er sein Pseudonym in komplexe Skulpturen verwandelt.
Manchmal ist das wortwörtlich zu verstehen. So hat Reisser auch schon Ausflüge in die Bildhauerei unternommen, das Wort DAIM aus Holz gehauen oder aus Beton gegossen – und das zweidimensionale Medium Schrift auf diese Weise in die Dreidimensionalität überführt. In der Regel aber erzeugt Reisser eine optische Illusion von Körperlichkeit, wenn er seinen Namen auf Leinwände, in Ausstellungsräume oder an Hausfassaden malt. Dabei spielt er so virtuos mit Licht und Schatten, dass der Eindruck entsteht, die zu komplexen Figuren ineinander verschachtelten Balken, Schwünge und Polyeder würden die Fläche verlassen und tatsächlich in den Raum hineinragen.
Dass er dabei – ganz im Sinne der Idee des Writings – repetitiv seinen Namen schreibt, zugleich aber längst die Regeln des Writing für sich immer wieder neu setzt, gehört zu den spannenden Ambivalenzen im Werk von Mirko Reisser. Wie die Tatsache, dass er zwar nach wie vor mit der Sprühdose arbeitet, seine Bilder zugleich aber längst komponiert und in zahlreichen Schichten aufträgt wie ein klassischer Maler. Wenn er heute den Namen DAIM schreibt, gehorcht er zwar einerseits den Bauplänen der Buchstaben. Zugleich aber de- und rekonstruiert er sie solange, bis es kaum mehr möglich ist, die Gebilde als Buchstabenfolgen zu erkennen.
So lotet Mirko Reisser auf seine ganz eigene Weise die Grenze zwischen Fläche und Räumlichkeit, zwischen Typografie und Architektur, zwischen Lesbarkeit und Abstraktion aus.
Rik Reinking begleitet Mirko Reisser alias DAIM bereits seit 2001 und hat zahlreiche Werke und Werkgruppen aus allen Schaffensphasen für seine Sammlung erworben. Auf Basis dieser langjährigen Beziehung zwischen Künstler und Sammler ist es heute möglich, Reissers einzigartigen Weg vom auf der Straße aktiven Writer bis zum international gefragten Künstler nachzuzeichnen.
MAI 2024 - JANUAR 2025
FILIPPOS TSITSOPOULOS
DIE ERFORSCHUNG DER AUTHENTISCHEN IDENTITÄT
In search of a miracle
– Lecture and performance with visual objects, masks, one projector and theatrical passages –
PDF herunterladen (223KB, Englisch)
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Eine Betrachtung der oft polarisierten, fragmentierten Identitäten, die wir vorführen, und der Frage, wie das verinnerlichte authentische Selbst und das nach außen hin konstruierte Selbst zusammengebracht werden können. Ziel ist es, sozial konstruierte Verhaltensmuster zu untersuchen, Situationen zu schaffen, in denen die Teilnehmer die internen Rückkopplungsschleifen, die ihr eigenes Handeln kontrollieren, durchbrechen oder überschreiten, und sich mit den Machtstrukturen auseinanderzusetzen, die wir bewohnen und ausüben.
Filippos Tsitsopoulos (1967) ist ein Maler, Installations-, Medien- und Performancekünstler, der seit den 1990er Jahren die Grenzen und Schnittstellen zwischen Performance und Malerei auslotet. Seine Praxis bezieht den Zuschauer/Teilnehmer in eine "neue" Form des Theaters ein, die Performativität als Katalysator unseres täglichen Lebens einbezieht. Er wendet theatralische Konventionen und Requisiten auf seine visuellen Praktiken an, wie z. B. Masken aus lebenden Materialien wie Tieren oder Pflanzen. Seine Videoinstallationen wurden an einer Vielzahl von renommierten Orten und zeitgenössischen Kunstinstitutionen ausgestellt, darunter:
The Serpentine Gallery, FACT Liverpool, The Bluecoat, Frieze Art Fair London, Alte Nationalgalerie in Berlin, Tate Modern, in den Toynbee Studios, CGAC de Santiago de Compostela, Documenta 13, Chelsea Theatre in London und der neuen Nationalgalerie, Berlin - nur um einige zu nennen...
Unbemerkt unter einem Haufen Kleidung liegt ein Teddybär auf dem Boden eines geschlossenen Kleiderschranks. Vor ihm, in eben diesem Schrank, stehen sich zwei Teenager-Mädchen gegenüber, die verschämt an ihren Fingernägeln kauen und nervös von einem Fuß auf den anderen hüpfen. Nur als gedämpftes Stimmengewirr dringt die draußen stattfindende Party zu ihrem ungewöhnlichen Aufenthaltsort durch, wo beide versuchen, ihr zögerliches Interesse an ihrem Gegenüber zu verbergen.
Sieben Minuten lang weichen sie dem Blick des anderen aus, sieben Minuten, die nach den Regeln des Spiels sieben Minuten im Himmel sein sollen…
"Eigentlich ist es ein furchtbares Spiel", erklärt Alex McQuilkin die beliebte Partyunterhaltung, bei der zwei Personen in einem engen Raum eingeschlossen werden und für die Dauer der angegebenen Zeit tun und lassen können, was sie wollen. Die Intimität, die in dieser erzwungenen Situation entstehen soll, kommt in Alex McQuilkins Video "Seven minutes in heaven" (2004) jedoch nicht zustande. Stattdessen wird die innere Zerrissenheit der Mädchen deutlich, die unter dem Druck, den Erwartungen an einen wilden Austausch von Körperflüssigkeiten gerecht zu werden, in schwankende Untätigkeit versinken.
Die Konflikte und Wunschträume im Alltag von Teenagern sind das große Thema, um das sich die Arbeiten der jungen Videokünstlerin Alex McQuilkin (*1980, Boston) drehen. Anhand ihrer Protagonistinnen erzählt sie intime Geschichten über die Suche nach Identität und den Wunsch, etwas Besonderes zu sein - Geschichten, die dem Betrachter unmittelbare Identifikationspunkte bieten und ihn dennoch leicht verlegen vor dem Monitor stehen lassen.
aus: Von Himmel und Hölle und dem ganz normalen Wahnsinn von Katharina Klara Jung, 2006.
MAI 2024 - JANUAR 2025
DAIM RETROSPECTIVE
35 YEARS OF GRAFFITI ART
Am Anfang war das Wort.
Im Sommer 1989 sprüht der 17-jährige Mirko Reisser gemeinsam mit zwei Freunden die fünf Buchstaben RIGHT auf einen Verteilerkasten. Allein der Begriff ist eine Provokation. Schließlich ist die Sachbeschädigung – zumindest aus juristischer Perspektive – alles andere als „richtig“. Heute, 35 Jahre später, schreibt Mirko Reisser ganz im Stile klassischer „Graffiti-Writer“ immer noch seinen Namen DAIM. Zugleich aber definiert Reisser das Writing gewissermaßen neu, indem er sein Pseudonym in komplexe Skulpturen verwandelt.
Manchmal ist das wortwörtlich zu verstehen. So hat Reisser auch schon Ausflüge in die Bildhauerei unternommen, das Wort DAIM aus Holz gehauen oder aus Beton gegossen – und das zweidimensionale Medium Schrift auf diese Weise in die Dreidimensionalität überführt. In der Regel aber erzeugt Reisser eine optische Illusion von Körperlichkeit, wenn er seinen Namen auf Leinwände, in Ausstellungsräume oder an Hausfassaden malt. Dabei spielt er so virtuos mit Licht und Schatten, dass der Eindruck entsteht, die zu komplexen Figuren ineinander verschachtelten Balken, Schwünge und Polyeder würden die Fläche verlassen und tatsächlich in den Raum hineinragen.
Dass er dabei – ganz im Sinne der Idee des Writings – repetitiv seinen Namen schreibt, zugleich aber längst die Regeln des Writing für sich immer wieder neu setzt, gehört zu den spannenden Ambivalenzen im Werk von Mirko Reisser. Wie die Tatsache, dass er zwar nach wie vor mit der Sprühdose arbeitet, seine Bilder zugleich aber längst komponiert und in zahlreichen Schichten aufträgt wie ein klassischer Maler. Wenn er heute den Namen DAIM schreibt, gehorcht er zwar einerseits den Bauplänen der Buchstaben. Zugleich aber de- und rekonstruiert er sie solange, bis es kaum mehr möglich ist, die Gebilde als Buchstabenfolgen zu erkennen.
So lotet Mirko Reisser auf seine ganz eigene Weise die Grenze zwischen Fläche und Räumlichkeit, zwischen Typografie und Architektur, zwischen Lesbarkeit und Abstraktion aus.
Rik Reinking begleitet Mirko Reisser alias DAIM bereits seit 2001 und hat zahlreiche Werke und Werkgruppen aus allen Schaffensphasen für seine Sammlung erworben. Auf Basis dieser langjährigen Beziehung zwischen Künstler und Sammler ist es heute möglich, Reissers einzigartigen Weg vom auf der Straße aktiven Writer bis zum international gefragten Künstler nachzuzeichnen.
Ein begleitender Katalog zur Ausstellung ist im WAI und Online zu erwerben.
Paperback, Deutsch / Englisch, 128 Seiten.
20 x 26 cm. 25 €, ISBN 978-3-9824951-0-1.
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MAI 2024 - JANUAR 2025
FILIPPOS TSITSOPOULOS
DIE ERFORSCHUNG DER AUTHENTISCHEN IDENTITÄT
Eine Betrachtung der oft polarisierten, fragmentierten Identitäten, die wir vorführen, und der Frage, wie das verinnerlichte authentische Selbst und das nach außen hin konstruierte Selbst zusammengebracht werden können. Ziel ist es, sozial konstruierte Verhaltensmuster zu untersuchen, Situationen zu schaffen, in denen die Teilnehmer die internen Rückkopplungsschleifen, die ihr eigenes Handeln kontrollieren, durchbrechen oder überschreiten, und sich mit den Machtstrukturen auseinanderzusetzen, die wir bewohnen und ausüben.
Filippos Tsitsopoulos (1967) ist ein Maler, Installations-, Medien- und Performancekünstler, der seit den 1990er Jahren die Grenzen und Schnittstellen zwischen Performance und Malerei auslotet. Seine Praxis bezieht den Zuschauer/Teilnehmer in eine "neue" Form des Theaters ein, die Performativität als Katalysator unseres täglichen Lebens einbezieht. Er wendet theatralische Konventionen und Requisiten auf seine visuellen Praktiken an, wie z. B. Masken aus lebenden Materialien wie Tieren oder Pflanzen. Seine Videoinstallationen wurden an einer Vielzahl von renommierten Orten und zeitgenössischen Kunstinstitutionen ausgestellt, darunter:
The Serpentine Gallery, FACT Liverpool, The Bluecoat, Frieze Art Fair London, Alte Nationalgalerie in Berlin, Tate Modern, in den Toynbee Studios, CGAC de Santiago de Compostela, Documenta 13, Chelsea Theatre in London und der neuen Nationalgalerie, Berlin - nur um einige zu nennen...
In search of a miracle
– Lecture and performance with visual objects, masks, one projector and theatrical passages –
PDF herunterladen (223KB, Englisch)
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MAI 2024 - JANUAR 2025
ALEX MCQUILKIN
SEVEN MINUTES IN HEAVEN
Unbemerkt unter einem Haufen Kleidung liegt ein Teddybär auf dem Boden eines geschlossenen Kleiderschranks. Vor ihm, in eben diesem Schrank, stehen sich zwei Teenager-Mädchen gegenüber, die verschämt an ihren Fingernägeln kauen und nervös von einem Fuß auf den anderen hüpfen. Nur als gedämpftes Stimmengewirr dringt die draußen stattfindende Party zu ihrem ungewöhnlichen Aufenthaltsort durch, wo beide versuchen, ihr zögerliches Interesse an ihrem Gegenüber zu verbergen.
Sieben Minuten lang weichen sie dem Blick des anderen aus, sieben Minuten, die nach den Regeln des Spiels sieben Minuten im Himmel sein sollen…
"Eigentlich ist es ein furchtbares Spiel", erklärt Alex McQuilkin die beliebte Partyunterhaltung, bei der zwei Personen in einem engen Raum eingeschlossen werden und für die Dauer der angegebenen Zeit tun und lassen können, was sie wollen. Die Intimität, die in dieser erzwungenen Situation entstehen soll, kommt in Alex McQuilkins Video "Seven minutes in heaven" (2004) jedoch nicht zustande. Stattdessen wird die innere Zerrissenheit der Mädchen deutlich, die unter dem Druck, den Erwartungen an einen wilden Austausch von Körperflüssigkeiten gerecht zu werden, in schwankende Untätigkeit versinken.
Die Konflikte und Wunschträume im Alltag von Teenagern sind das große Thema, um das sich die Arbeiten der jungen Videokünstlerin Alex McQuilkin (*1980, Boston) drehen. Anhand ihrer Protagonistinnen erzählt sie intime Geschichten über die Suche nach Identität und den Wunsch, etwas Besonderes zu sein - Geschichten, die dem Betrachter unmittelbare Identifikationspunkte bieten und ihn dennoch leicht verlegen vor dem Monitor stehen lassen.
aus: Von Himmel und Hölle und dem ganz normalen Wahnsinn von Katharina Klara Jung, 2006.
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