Die Geschichte aus der wir wurden wer wir sind

Das Ensemble „Weltevreden“, geschaffen vom belgischen Versicherungskaufmann Georges Fester (1879-1954), zählt zu den herausragendsten Beispielen der Villen- und Landhauskultur in Bergedorf. Mit einer beeindruckenden Fläche und aufwendiger Bauweise war es eines der größten und bedeutendsten Anwesen der Region.

Gelegen am steil aufragenden Ufer der Bille, genauer gesagt an dem Abschnitt, der als „Mühlenteich“ bekannt ist, bot das Anwesen eine spektakuläre Aussicht über den Park. Dieser Park, gestaltet als geometrischer Garten mit Terrassen an der steilen Geestkante, kontrastierte eindrucksvoll mit dem flacheren Landschaftsgarten im Süden. Das Landhaus selbst wurde am Kopf des Steilhanges auf einem Geländerücken platziert, von dem aus sich ein majestätischer Blick auf die umliegende Landschaft bot.

Anna und Georges Fester, 1920er Jahre

Gartenbau-Ingenieur Rudolph Jürgens, 1904

Für die Gestaltung des über 10 Hektar großen Landschaftsparks wurde der renommierte Hamburger Landschaftsarchitekt Rudolph Jürgens (1850-1930) beauftragt. Jürgens, der vor allem für seine Arbeiten für die Hamburger Oberschicht bekannt war, hinterließ hier eines seiner wenigen noch gut erhaltenen Spätwerke.

oben: Kartografie nach 1921
links: "Lageplan von dem Grundstück des Herrn Georges Fester in Wentorf“, von William Rzekónski, 1917

Die Anlage des Parks ist in vier klar voneinander abgegrenzte Bereiche gegliedert:

1. Landschaftsgarten: Dieser erstreckt sich vom Torhaus in der südöstlichen Ecke des Anwesens bis zum Haupthaus im Nordosten.

2. Nutzgarten: Im westlichen Teil des Parks gelegen, beherbergte dieser Bereich neben einem Waschhaus und einem Gärtnerhaus auch ein Gewächshaus.

3. Geometrische Sondergärten: Entlang der Hangkante im Norden erstrecken sich diese Gärten, zu denen auch ein Tennisplatz und ein Badegarten zählten.

4. Park der nördlichen Abhänge: Dieser Bereich bestand aus bewaldeten Abschnitten, durchsetzt mit Wiesenlichtungen.

Besonders beeindruckend war das Landhaus, das in den 1920er Jahren von William Rzekónski aufwendig zu einem mehrflügeligen Gebäude erweitert wurde. Ergänzt wurde die Anlage durch das Torhaus und andere Bauten, die den luxuriösen Charakter des Anwesens unterstrichen.

In dieser Zeit erlebte das Ensemble eine gartenkünstlerische Blüte, in der die natürliche Landschaft und reformierte Gartenkunst auf harmonische Weise zusammenwirkten. Diese einzigartige Anordnung der Teilräume spiegelt die intensive Auseinandersetzung mit dem besonderen Naturraum wider, die durch die enge Zusammenarbeit von Architekten und Gartenkünstlern geprägt war.

Das Ensemble aus den originalen Bauwerken und den kunstvoll gestalteten Freianlagen stellt heute ein bedeutendes Denkmal von ortsgeschichtlicher und künstlerischer Bedeutung dar. Die Gestaltung hat zudem die umliegende Kulturlandschaft nachhaltig geprägt.

Blick aus dem Park zum Landhaus aus Norden, ca. 1937-1945

Villa Weltevreden 1943

Blick über das Schwimmbad zum Pavillon, 1920er-Jahre

Schwimmbad mit Pavillon, 1920er-Jahre

Schwimmbad, um 1920

Ein weiteres Highlight des Parks war der Badegarten mit einem Schwimmbad und Pavillon, der in den 1920er Jahren entstand. Tennisplätze und Badegärten waren vor dem Ersten Weltkrieg in großbürgerlichen Gärten verbreitet und fanden auch hier, vermutlich auf persönlichen Wunsch von Georges Fester, Einzug. Besonders bemerkenswert ist der Bestand an nordamerikanischen Roteichen rund um den Badegarten, die erst in den 1920er Jahren in Mode kamen und dem Garten eine besondere Atmosphäre verliehen.

Neben den Roteichen ist eine bemerkenswerte Vielfalt an weiteren Baumarten wie Esskastanien, Hängebuchen, Blutbuchen, Goldulmen und Silberahorn bis heute erkennbar. In den nördlichen Bereichen des Parks wurden zudem kleinere Steinsetzungen, sogenannte „rockeries“, angelegt, die dem Landschaftscharakter zusätzlichen Reiz verliehen.

Ein weiterer Ausdruck der Liebe Festers zur Pflanzenwelt zeigt sich in der Vielzahl an Rhododendren, die in verschiedenen Sorten im Park zu finden sind. Diese wurden auf Festers Wunsch von seinem Obergärtner beschafft, der dafür teils auf exotische Gehölze zurückgriff. Besonders bemerkenswert ist, dass die Rhododendren von Anthony Waterer, einem berühmten englischen Züchter, stammten.

Insgesamt stellt das Anwesen „Weltevreden“ ein eindrucksvolles Zeugnis der Gartenbaukunst und der Villenkultur des frühen 20. Jahrhunderts dar. Bis heute zeugen die gut erhaltenen Strukturen und der landschaftlich reizvolle Park von der Bedeutung dieses einmaligen Ensembles.

Balustrade während der Blütezeit der Rhododendren

Die Geschichte aus der wir wurden wer wir sind

Anna und Georges Fester, 1920er Jahre

Gartenbau-Ingenieur Rudolph Jürgens, 1904

Für die Gestaltung des etwa 10 Hektar großen Landschaftsparks wurde der renommierte Hamburger Landschaftsarchitekt Rudolph Jürgens (1850-1930) beauftragt. Jürgens, der vor allem für seine Arbeiten für die Hamburger Oberschicht bekannt war, hinterließ hier eines seiner wenigen noch gut erhaltenen Spätwerke.

"Lageplan von dem Grundstück des Herrn Georges Fester in Wentorf“, von William Rzekónski, 1917

Kartografie nach 1921